Interview: Audio88 & Yassin


  • Audio88 & Yassin. Splash! 2010. Wir kamen nicht umhin, Fragen über Alkohol, das Trinken und ehm... Alkohol zu stellen. Dennoch sehr schön. Wir halten fest: Audio88 kichert viel. Ihr steuert bitte viele Diss-Tracks gegen die beiden bei. Und ansonsten wird thematisch erstmal beschimpft, bevor es ums verdammte Trinken geht.


    rappers.in: Wir haben gehört, dass bei eBay vor kurzem eine Auktion lief, in der ihr ein exklusives Sammlerstück versteigert habt – und zwar eine Remix-Platte von einem Track mit Huss und Hodn. Laut eigener Aussage wolltet ihr den Erlös dieser Versteigerung in einer Neuköllner Eckkneipe versaufen. Ist es bisher schon dazu gekommen?


    Audio88: Die Auktion war erst am 13.07. beendet. Momentan warten wir noch auf das Geld und dann gehen wir trinken.


    Yassin: Allerdings nicht mit Huss und Hodn. Der eine Teil ist gerade in Argentinien und der andere Teil ist Zahntechnikerin. Da geht nicht viel.


    rappers.in: Wie viel habt ihr denn letztendlich für die Platte bekommen?


    Yassin: Ich glaube, so 96 Euro. Wir haben nicht mehr erwartet... Aber irgendwie schon mehr erhofft.


    Audio88: Mehr Geld heißt eben auch mehr Alkohol!


    rappers.in: Euer Rapstil ist ja eher unkonventionell…


    Yassin: Seiner! Meiner ist total konventionell. Seiner ist unter aller Sau, aber meiner ist echt in Ordnung! Wie war die Frage?! Sorry!


    rappers.in: Die kommt jetzt erst: Denkt ihr, dass Rapper heutzutage zu viel Wert auf Reime statt auf Inhalt legen?


    Yassin: Ich finde das eigentlich ganz gut, dass das so ist. Es gab ja so eine Zeit, Ende der Neunziger bis vor fünf Jahren vielleicht, in der alle so super conscious waren und jeder was zu erzählen hatte. Jetzt haben sich einige vielleicht auch einfach damit abgefunden, dass sie nichts zu erzählen haben, aber dann machen sie das eben gut. Es geht ja auch tatsächlich beides. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von K.I.Z. Die rappen halt nicht nur gut, sondern haben einfach auch eine gute Message in ihren Liedern. Morlockk Dilemma auch. Und da kann man dann auch drei Tracks über das Gleiche machen, wenn das gut gemacht ist und sich gut anhört. Und ich freu mich auch jetzt drüber, dass die Leute besser rappen.


    rappers.in: Egal, was dabei der Inhalt ist?


    Yassin: Nicht unbedingt egal. Ich muss auch sagen, wenn ich Ami-Rap hör, dann schalte ich auch manchmal ab und hör' nur, dass sie rappen, aber hör' nicht hin, was der Inhalt ist.


    rappers.in: Reizt es euch, mal einen Track mit ganz klassischen Flow- und Reimskills zu machen? Oder ganz frech gefragt: Würdet ihr euch das überhaupt zutrauen?!


    Audio88: Na ja, das kann man ja eher auf mich beziehen. Yassin reimt ja eher recht klassisch im Gegensatz zu mir. Auf unserem Album gibt es auch einen Track, auf dem ich sogar reime.


    Yassin: Das ist halt auch zufällig der Hit! (lacht)


    rappers.in: Welcher Track ist das?


    Audio88: "Sandy und Justin". Der ist einfach mal gereimt.


    Yassin: Zumindest ist es der beste Versuch! Aber so "Haus" auf "Maus" und so – ich kann, glaub' ich, gar nicht so schreiben. Vielleicht, wenn ich mich richtig anstrengen würde oder so. Aber ich überleg' mir halt immer davor, was ich sagen will.


    rappers.in: Könnte man das, für das ihr steht, als Image bezeichnen?


    Audio88: Was denn? Das Trinken? (lacht)


    rappers.in: Eure gesamte Erscheinung. Von mir aus auch das Trinken.


    Audio88: Also, ich würde eigentlich sagen, ein Image ist was, was man sich vorher überlegt hat. Also, dass man sich das, was man macht, einfach zurechtlegt. Aber wir sind real!


    Yassin: Wir haben am Anfang nicht drüber nachgedacht. Nach dem ersten Album haben wir dann gemerkt, dass wir uns damit wohlfühlen und haben das dann durchgezogen. Ich würde es auch nicht als Image bezeichnen. Ich würde eher sagen, dass es eine Nische ist.


    rappers.in: Für mich ist ein Image nichts, was unbedingt künstlich kreiert wird. In den meisten Fällen ist das vielleicht so, aber es muss nicht so sein. Es gibt vielleicht auch so was wie ein "natürliches Image".


    Audio88: Also, wir haben das alles bestimmt ein bisschen auf die Spitze getrieben. Aber das ist irgendwie auch einfach nur die Schnittmenge von uns. Das sind ja auch die Sachen, die wir sonst machen. Wir nehmen ja nicht nur zusammen Musik auf, wir sind auch sonst miteinander befreundet.


    Yassin: Sonst haben wir eher keine Gemeinsamkeiten.


    Audio88: Außer vielleicht das Trinken. (lacht) Deswegen findet sich das dann auch oft wieder.



    rappers.in: Und ihr lasst es euch auch offen, in egal welche Richtung zu gehen?


    Audio88: Also, ich lasse mir definitiv jede Möglichkeit offen.


    Yassin: Auf meinem Album wird das Trinken definitiv vorkommen. Aber es wird kein Themenschwerpunkt sein oder so. Auf keinen Fall!


    Audio88: Ich hab davor ja auch schon hundert Alben gemacht. Und da ging's eigentlich nie ums Trinken.


    rappers.in: Woher kommt das denn auf einmal, dass es so oft um dieses Thema geht?!


    Yassin: Ach, das stimmt doch überhaupt nicht! Das Album geht noch viel mehr ums Beschimpfen von Spasten. Das machen wir eigentlich auch viel besser, als über das Trinken zu rappen. Wo andere Leute halt "hier" und "jetzt" und "und" sagen, da haben wir dann halt eine andere Füllmenge…


    Audio88: Jetzt.


    Yassin: Hier. Jetzt.


    rappers.in: Wir haben ja nun schon festgestellt, dass ihr eher viel Negatives in euren Tracks thematisiert. Woher kommt das? Warum geht ihr nicht mal in die "Friede, Freude, Eierkuchen"-Richtung?


    Yassin: Das wäre ja langweilig! Wir sind halt hammerhart lustig, find ich. (Audio88 lacht lang und laut) Auch persönlich.


    Audio88: Aber eben meist auf Kosten anderer.


    Yassin: Wer will sich denn so was auch anhören?! Es gibt ja Musik, die macht Spaß. Wenn man sich Musik anhört und man fühlt sich dabei gut, dann find ich das cool. Aber ich muss nicht erzählen, dass es mir gerade gut geht. Aber das ist subjektiv – ich find's halt langweilig.


    Audio88: Ich finde auch, dass Schreiben immer noch so eine Art Ventil ist. Und wenn's mir gut geht… Na ja, mir geht's ja gut – ich hab ja Essen und alles. Aber ich nehme Musik schon auch, um Druck abzubauen. Und wenn die Sonne scheint, setze ich mich in den Park und trink Bier – dann muss ich halt keinen Track darüber schreiben, dass die Sonne scheint, ich im Park sitze und Bier trinke.


    Yassin: Ich kann so was halt auch nicht schreiben. Wenn wir zusammensitzen, dann schreiben wir auch: "Du bist ein Spast, weil du enge Hosen hast" und so. Und wir lachen eben auch darüber. Es ist ja nicht so, dass wir uns dann denken: "Geil, jetzt können wir endlich mal unseren Frust ablassen" oder so. Und wir scheißen auch ein bisschen auf alles. Wir geben uns auch nicht so viel Mühe, wie man das vielleicht denkt.


    Audio88: Meinst du echt, Leute denken, dass wir uns Mühe geben?!


    Yassin: Wenn ich dann mal manche E-Mails lese, in denen Leute mich nach der Bedeutung einzelner Lines fragen, dann denke ich das schon. Und ich kann mich meistens nicht mehr erinnern, wann ich die geschrieben hab'.


    rappers.in: Das heißt also, dass ihr mehr aus dem Bauch heraus Rap macht?


    Audio88 & Yassin: Ja, voll!


    Yassin: Wobei ich sagen muss, jetzt, wo die Aufmerksamkeit ein bisschen größer geworden ist, hat sich das schon ein bisschen verändert. Auf dem ersten Album zum Beispiel hört man das auch. Wir haben einfach irgendwann dreizehn Tracks gemacht und dann wirklich jeden draufgenommen. Ich glaube, das wäre jetzt heute nicht mehr so.


    Audio88: Beim zweiten Album war es doch auch so, dass wir jeden draufgenommen haben!


    Yassin: Das stimmt auch! (lacht) Das wollte ich jetzt geheim halten!


    Audio88: Aber wir haben uns da mehr Mühe gegeben!


    Yassin: Ich wollte gerade einfach den Anschein von Professionalität erwecken. Wir haben aber auch für irgendwelche Sampler, die uns nicht interessieren, Tracks aufgenommen, die hinterher angehört und gemerkt, es war einfach schlecht. Auch wenn es aus dem Bauch raus kam und in dem Moment Spaß gemacht hat. Mittlerweile ist es halt so, dass wir eine Art Qualitätskontrolle haben.


    rappers.in: Ihr arbeitet ja gerade an eurem Remix-Release namens "Das Gleiche wie immer, bitte". Was könnt ihr uns denn darüber schon erzählen?


    Audio88: Das wird eine Remix-Version von Tracks vom ersten und auch vom zweiten Album. Wir haben manche Parts extra neu dafür aufgenommen und ein paar sind einfach die alten Acapellas und der Rest neu arrangiert. Die Remixes kommen unter anderem von Hulk Hodn, Twit One, Suff Daddy, Oskar Ohlson, Dexter, The Beep, V.Raeter, Misanthrop, Reindeer, Neo Judas und DJ Phonatic… ich glaub, das war's.


    rappers.in: Wie kam denn diese Auswahl zustande?


    Audio88: Das sind alles Freunde von uns.


    rappers.in: Ist euch das wichtig, dass ihr mit den Leuten, mit denen ihr zusammenarbeitet, cool seid?


    Audio88: Cool sein sollte man auf jeden Fall miteinander.


    Yassin: Wir machen auch viel übers Internet, weswegen es auch Leute gibt, die jetzt für uns produziert haben und die ich nicht persönlich kennen gelernt hab. (an Audio88 gewandt) Du kennst die, glaub ich, schon alle?! (Audio88 nickt) Aber selbst wenn man sich nicht so super gut kennt und ausgetauscht hat, merkt man ja, ob jemand auf dem gleichen Trip ist wie man selbst. Das ist schon wichtig! Klar, wenn uns jemand 'nen Beat schickt und wir den Typ null einschätzen können und kennen, der Beat aber sehr geil ist, können wir das natürlich auch machen. Aber wir legen eigentlich schon Wert drauf, die Leute zumindest annähernd einschätzen zu können.



    rappers.in: Obwohl ihr kein Blatt vor den Mund nehmt, gibt es gegen euch bisher noch keine bösartigen Disstracks. Was denkt ihr denn, woher das kommt?


    (Audio88 & Yassin lachen)


    Yassin: Die Leute schreiben keine Disstracks gegen uns, die schreiben ellenlange Nachrichten.


    Audio88: Wir kriegen wirklich sehr viele E-Mails. Aber nicht von Rappern, sondern eher von Leuten, die sich durch das Album angegriffen fühlen.


    Yassin: Oder diese Leute, die zufällig auf unseren Konzerten gelandet sind. Nach dem Konzert, wenn man gerade noch versucht, sich den Schweiß aus dem Gesicht zu tupfen, nerven sie einen von wegen: "Das könnt ihr doch nicht so sagen! Das ist doch frauenfeindlich! Das respektiert nicht die Lage in Afrika!"


    rappers.in: Was passiert denn von eurer Seite aus, wenn dann mal so ein Track kommt?


    Yassin: Wir würden knallhart zurückschlagen! (grinst) Mit aller Kraft!


    Audio88: Also, belustigend fände ich das auf jeden Fall!


    Yassin: Mich würde das total freuen, wenn so was passieren würde!


    Audio88: Ihr könntet doch auf eurer Seite so einen Aufruf starten: "Audio88 und Yassin – Disstrack-Wettbewerb! Der Beste kriegt 'ne Antwort!"


    rappers.in: Der Aufruf wurde ja somit gerade schon von dir selbst gestartet.


    Yassin: Aber mich interessiert das nur, wenn's persönlich ist. So was, was man normal macht, von wegen "Du hast das gesagt und das war nicht gut" oder so, das wäre mir ziemlich egal. Aber wenn das persönlich wird, wenn es an meine emotionale Grenze geht, dann fände ich's krass.


    rappers.in: Das heißt, es wäre am besten, wenn wir jemanden von euren Freunden finden, der so was gegen euch schreibt, damit es ganz hart und persönlich wird!


    Yassin: Es gibt ja auch viele Leute mit großen Mündern, die viel rumerzählen. Das müssen nicht mal unsere Freunde sein. Vielleicht kommt ja echt was dabei raus. Vielleicht geht's mal um meinen Blick, wenn ich betrunken bin.


    rappers.in: Fragen wir doch mal anders rum: Was müsste denn ein deutscher Rapper explizit an sich haben, damit er von euch nicht verarscht, sondern gefeaturet wird?


    Yassin: Er muss dope sein!


    Audio88: (grinst) Und fresh! Und tight zugleich!


    Yassin: Entweder er ist nett und kann nicht rappen. Oder er ist uninteressant und kann rappen. So. Also, entweder man kann gut rappen… Wenn ihr ein Feature wollt: Rappt gut! Oder seid nett! Oder seid Frauen?!


    rappers.in: Zu guter Letzt würden wir von euch gerne alles hören, was euch auf die Schnelle zum Thema "Alkohol" einfällt!


    Yassin: Auf die Schnelle… Da kann ich nur sagen: Wir sehen uns heute Abend!


    Audio88: Genau! Und ich will noch meine Mutter grüßen. Und Yassins Mutter.


    Yassin: Und: Wenn sich jemand von uns gestört fühlt, soll er's uns doch einfach persönlich sagen!


    Audio88: Oder soll einfach die Musik ausmachen und die Fresse halten!



    (Florence Bader & Pauline Staigle)

  • ich muss zugeben, dass ich mich bislang 0 mit den beiden befasst habe. hab mir dann vorhin mal "kein richtiges lied" gegeben und war ganz zweigeteilt. irgendwie abstrakt und experimentell jetzt rein textlich, aber rap ist für mich immer noch im takt flowen.. auf reime könnte ich vermutlich sogar verzichten, aber warum zur hölle rappt der eine offbeat?

  • Das ist audio88, der darf das.
    Einfach genial die Jungs. War keine Überwindung auf dem Splash für die Zwei auf Harris zu verzichten. Macht Spaß die Musik. Oder halt auch nicht. Aber sie ist gut. Gut...gute Nacht

  • lustiges interview
    die musik von den beiden da ist übrigens dope



    mimimi der ist offbeat
    mimimi der hat keine reime
    das sind doch nur einschränkungen die es in der musik bzw kunst ( ich würde jetzt nicht unbedingt rap als kunst sehen) nicht geben darf

  • was ist überhaupt offbeat
    mir wurden 2bedeutungen gesagt :
    nicht mit dem beat harmonieren also stimmlich gesehen


    oder nicht auf die drums zwischen der snare rappen


    ich weiß jetzt auch nicht auf wen du eingegangen bist, sichtwaisen, aber ich hab sowas ja auch nicht behauptet

  • Zitat

    Original von Kesco
    Es gibt Leute die "offbeat" rappen. Aber im Takt. KRS One war, glaub ich, einer der ersten.


    Die beiden sind dope Jungs, ich feier die Musik


    overseer...overseer...overseeroverseeroverasdfaosdfoasdfOFFICER!!! YEAH OFFICER FROM OVERSEER!

  • Zitat

    Original von Sichtwaise aka Masafakka


    overseer...overseer...overseeroverseeroverasdfaosdfoasdfOFFICER!!! YEAH OFFICER FROM OVERSEER!


    wadadada dang wadadada dang
    listen to my 9mm goes bang




    keso hats ganz gut auf den punkt gebracht find ich

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