01. Ill Street Blues
02. Betrunkene Bernhardiner feat. Kodimey
03. Zeit, mehr nicht
04. Dance
05. Vor der Haustür
Wenn Plan A scheitert, greift man bekanntlich zu Plan B, sprich: Man sollte immer einen Notfallplan in Reserve haben. Der ist dann, dem Klischee nach, zwar oft etwas abgedrehter als Plan A, führt aber dennoch irgendwie zum Ziel. Im Normalfall. Im Falle des Labels Chimperator existiert kein Plan A – nur ein sympathischer, leicht verrückt wirkender Plan B, der seinen Hörern zuweilen den "Ill Street Blues" vorjammert. Doch ob es sich lohnt, dem smarten Herrn zuzuhören und vielleicht ein paar Münzen im Hut zu hinterlassen, müsste noch geprüft werden...
"Es ergibt sich immer was im Leben, Mann, ich weiß es/
Zum Beispiel als ich Schule schmiss, fand' ich einen Bleistift/
Benzinpfützen spiegeln 'Ill Street Blues'-Geschichten/
Die ich euch erzähl' – wenn ihr mehr wollt, lasst mich wissen/"
("Ill Street Blues")
Woraus diese "Ill Street Blues"-Geschichten bestehen? Meist eben aus dem, was einen guten, altmodischen Blues so ausmacht: Ein bisschen Rumgemecker. Plan B vertont seine Beschwerden jedoch bei Weitem nicht so wehleidig wie andere, sondern achtet stets darauf, noch etwas Humor zwischen den Zeilen aufblitzen zu lassen. Das wirkt zwar ab und an fast schon ein wenig zu kindisch, aber größtenteils schafft er es jedenfalls, mich durch seine Texte zum Lächeln zu bringen. So erzählt er auf vorwiegend langsamer gehaltenen Beats Geschichten vom beschwerlichen Alltagsleben ("Besoffene Bernhardiner" feat. Kodimey) oder von eskalierenden Clubnächten ("Dance"). Und auch die Weisheit, dass man die gegebene Zeit ausnutzen sollte, darf natürlich nicht fehlen – auch wenn man die Zeit laut Plan B dann doch am besten wieder mit Besäufnissen vergeudet ("Zeit, mehr nicht"). Nachdem er sich schließlich mit gebrochener, schwächlicher Stimme auf dem Abschluss-Track "Vor der Haustür" vom Leben geschlagen gibt und selbiges für seine ewigen Tiefs verdammt, stoppt der Player auch schon.
"Nur wer holt uns raus – ist es nur ein Traum/
Glück gibt es nicht, wir harren alle aus/"
("Vor der Haustür")
Der technische Aspekt kommt auch auf diesem Release mal wieder etwas zu kurz: Meist werden recht einfache Reime benutzt. Klar, man braucht keine Triplerhymes, um guten Rap abzuliefern. Dennoch hätte ich mir da etwas mehr Niveau gewünscht als diese typischen Maus-Haus-Reimschemata, die hier in einer nicht unerheblichen Prozentzahl auftreten. Am Singen hat der Gute auch Gefallen gefunden. Dazu bleibt mir lediglich zu sagen, dass mich das nicht weiter stört, es mich aber auch bei Weitem nicht in seinen Bann zieht, wenn mal wieder eine gesungene Hook zu vernehmen ist. Ein weiterer Wermutstropfen ist natürlich die Kürze der EP – ein paar "Ill Street Blues"-Geschichten mehr wären schon wünschenswert gewesen. Vor allem, da einige der Anspielstationen auch so schon recht kurz gehalten sind, oder auch gern mal ein 16er durch das bloße Instrumental ersetzt wird.
Neben Plinchs langjährigem Partner Maeckes haben auch die Jungs von Beat'EmUp zur Instrumentalisierung beigetragen. Die Hand voll Beats, die der Chimp hier benutzt, wurden auf jeden Fall durchwegs gut ausproduziert. Da es sich größtenteils um ruhigere Beats handelt, sind Klaviertöne des Öfteren mal zu hören, aber auch Synthie-Elemente finden genauso wie schmetternde Drums vereinzelt Verwendung.
Fazit:
Plan B gibt sich mal wieder in gewohnt nachdenklicher Haltung, bewahrt aber, wie schon erwähnt, immer ein klein wenig Humor zwischen den Zeilen und heult nicht nur rum – klarer Pluspunkt! Denn endloses Gemecker über das triste Leben ist mir heutzutage sowieso zuwider. Reinhören schadet sicher nicht, jedoch ist Plinchs "Ill Street Blues" für mich zumindest nur ein recht kurzes Vergnügen. Ein paar Münzen werfe ich diesem Straßenmusikanten dennoch gern in seinen Hut.
Pascal Ambros (ProRipper)
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