01. Hitparade
02. Ohne Penis feat. Avista
03. Prinzessin feat. Trip Tom (von KIM?)
04. Ich bin She
05. Hey Mr. DJ feat. MaximNoise
06. Moderne Sklaven feat. MaximNoise
07. Wolke 7
08. Zeit der Wölfe
09. Ventil feat. Cheri Kedida
10. Shewagon
11. Fass mich an
12. Ich und die Typen
Deutscher Female-Rap ist in der ansonsten so sehr von Männern dominierten Szene rar gesät. Da sollte es doch eigentlich um so erfrischender sein, mal wieder einer Rapperin in der heimischen Anlage zu lauschen! "Shenesisch für Anfänger" ist das Debütalbum der bereits seit 2003 aktiven She MC aus Nordrhein-Westfalen, die den wenigen Konkurrentinnen, die sie hat, das Leben schwer machen will. Doch die Frage, ob sie denn wirklich die neue Queen of Rap ist, sei an diesem Punkt noch in den Raum gestellt.
Der Einstieg in das Album durch den Track "Hitparade" scheint jedenfalls repräsentativ für das komplette Machwerk zu sein: She MC stellt sich als Germanys next Topmodel vor, post ein bisschen herum und fängt in der Hook schließlich an, zu singen. Ab dieser Stelle weiß man dann übrigens auch, warum She keine Sängerin, sondern Rapperin geworden ist: Der gebotene Gesang ist recht schief geraten. Dennoch kann man ihr das Taktgefühl und den richtigen Umgang mit ihrer Stimme – zumindest in den gerappten Parts – nicht absprechen, sodass man sich durchaus unterhalten fühlt. Im folgenden "Ohne Penis" räumt die Künstlerin dann auch gleich zu Beginn der Platte mit den Vorurteilen gegenüber ihrer Person auf und erklärt auf ironische Art und Weise, warum sie es nicht so recht nach oben schaffen will.
"Dabei schleime ich so fleißig, doch scheiße, das reicht nicht/
Ich weiß, dass Hochschlafen geil ist, doch leider bin ich 30/
Wollt' es erst nicht glauben, mich kann im Bizz keiner brauchen/
Nein, ich wein' nicht, Alter, ich habe nur was im Auge/"
(She MC auf "Ohne Penis" feat. Avista)
Generell kann man das Album in drei Partitionen aufteilen: Da sind zum einen die Partytracks, zum anderen "sinnlichere" Tracks über die Männerwelt und schließlich die aussagekräftigeren Titel mit deutlicher, meist gesellschaftskritischer Message dahinter. Erstere Kategorie ist dann im Normalfall mit einem etwas poppigeren Instrumental unterlegt und zeigt in den Texten auf, welch heiße Moves die Protagonistin doch drauf hat und wie angesagt sie in den Clubs ist ("Ich bin She", "Hey, Mr. DJ"). Wesentlich interessanter wird es mit der zweiten Kategorie, wenn She über die Männerwelt rappt und sich in den einzelnen Titeln da dann doch etwas widerspricht. So trägt sie auf "Prinzessin" eine Ode an ihren Traumman vor, während sie auf "Wolke 7" eine heiße Affäre mit einem reichen, verheirateten Mann beginnt und sich in "Ich und die Typen" schließlich als totale Versagerin in Sachen Dating darstellt. Letzter Titel bietet auf einem recht rockigen Beat übrigens die ohrwurmlastigste Hook auf dem gesamten Machwerk:
"Das ist wieder mal typisch, das hat voll nicht geklappt/
Da muss ich wohl nochmal üben, bis ich's endlich mal schaff'/
Ja, ich und die Typen, ich schein' es echt nicht zu bring'n/
Never ending story – oder krieg' ich das hin/"
(She MC auf "Ich und die Typen")
Auch die Familie kommt nicht zu kurz: Sowohl "Ventil" als auch "Zeit der Wölfe" spricht diesen Aspekt an. So bietet She MC der Kälte und Gleichgültigkeit der Menschen Paroli und kämpft als alleinerziehende Mutter gegen die Ungerechtigkeit der Gesellschaft an, um das Wohlergehen ihres Sohnes zu sichern. Und selbstverständlich darf auf einem Rapalbum auch Kategorie 3 mit etwas Gesellschaftskritik nicht fehlen. So beschwert sich die Dame auf der ersten Videoauskopplung "Moderne Sklaven" gemeinsam mit MaximNoise, dessen anfänglicher Gesang in der Hook ihrem eigenen übrigens in nichts nachsteht, über die mächtigen Bosse der Großkonzerne, die ihre Mitarbeiter schamlos ausbeuten und ihnen das Gefühl der Ersetzbarkeit vermitteln.
"Ich würd' sagen, hier spricht Eine – Eine für den ganzen Laden/
Hier gibt es kein Danke, wir sind Zeitarbeitssklaven/
Merken Sie was, Chef? Verdammt, ich bin wütend/
Versprechen Kunden Sicherheit, doch können mir keine bieten/"
(She MC auf "Moderne Sklaven" feat. MaximNoise)
Raptechnisch betrachtet flowt She MC größtenteils gut, bringt viel Stimmvariation mit rein und ihre Sache nach Außen hin überzeugend rüber. Die Reimschemen sind jedoch größtenteils sehr einfach gebaut und werden in der heutigen Zeit wohl niemandem mehr ein "Wow!"-Gefühl vermitteln. Und auch textlich hapert es an einigen Stellen noch, sodass man sich manchmal schon an den Kopf fassen möchte, weil da eindeutig etwas nicht zusammenpasst. Klar, man erwartet nicht immer tonnenweise Wortwitz und x-silbige Reimketten auf einem Song, aber auch keine einsilbigen wie dies hier oftmals der Fall ist. Die Beiträge der Featuregäste, die vielleicht für etwas Abwechslung sorgen könnten, sind auf "Shenesisch für Anfänger" übrigens kaum erwähnenswert. Diese begnügen sich im Normalfall nämlich lediglich mit der Übernahme einer gesungenen Hook.
Die Instrumentalisierung der zwölf Tracks ist zwar breit gefächert, jedoch will kaum einer der Beats so richtig Anklang im Gehör finden, sprich: da rein, da raus. Dennoch wird jede Sparte abgedeckt. Von poplastigeren Produktionen über ruhig gehaltene Violinenklänge bis hin zu fetzigen Gitarrenstücken und orientalischen Beiträgen, die einen "1001 Nacht"-Flair versprühen, ist alles dabei.
Fazit:
Ja, deutscher Female-Rap ist rar gesät, wie es am Anfang dieser Review heißt – am Ende weiß man dann zumindest teilweise auch wieder, warum. She MC liefert mit ihrem Debüt ein grundsolides Album mit Höhen und Tiefen, das zwar durchaus einen gewissen Unterhaltungswert für zwischendurch bietet, im Großen und Ganzen aber nichts wirklich Bleibendes hinterlässt und mich auch nicht dazu bringt, mir die Scheibe ein weiteres Mal anzuhören. Dafür sind sowohl der Rapstil als auch die Beats zu nichtssagend. Wer letztendlich unbedingt eine Frau in der von Männern besetzten Rap-Domäne hören möchte, der kann getrost zugreifen – wer jedoch auch inhaltlich auf Variation hofft, ist mit "Shenesisch für Anfänger" definitiv falsch beraten.
Pascal Ambros (ProRipper)
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