unknown Kings: Nov / Dez 09: Teil 2

  • Wer kennt sie nicht? Die Werbung, mit der gefühlte 13 Millionen Amateurrapper in Form von Privatnachrichten in hiesigen Internetforen, Profilkommentaren auf MySpace oder Massenmails im Instantmessenger täglich unschuldige Konsumenten befeuern: "Hey, ich habe mein Album (Anm. d. Red: Mixtape, Streettape, Streetalbum, Streetmixtape, Tapemixstreet, Albumtapemix... diese Liste lässt sich beliebig fortführen) fertig gestellt. Es ist vielseitig, individuell und hebt sich von allen anderen ab."
    Es wäre schön, wenn jedes Release qualitativ so hochwertig wäre, wie angekündigt, aber bei der Masse an Rappern, die seit Internet in Deutschland rumgeistern, ist das nahezu unmöglich. Die Folge: Der enttäuschte Raphörer bleibt bei Altbewährtem – da kann er ja (meistens) nichts falsch machen –, während viele Releases, die bei weitem mehr Aufmerksamkeit verdienen, in der Masse untergehen.


    Mit dieser Rubrik habe ich mir das Ziel gesetzt, Releases an die Öffentlichkeit zu bringen, die meiner Meinung nach (!) mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier werden weder die Releases überhypeter Internetgrößen anzutreffen sein, noch Marketingspezialisten, die nach ihrem zweiten geschriebenen Text schon ein eigenes Label, eine Webseite mitsamt Promoteam und ein von Papi im Hinterhof gefilmtes Musikvideo besitzen. Es geht ausschließlich um die Qualität der Musik, um das Produkt.



    DIA – Gekonnt und nicht gewollt



    Audiomax und Sime (zusammen DIA) sind auf keinen Fall etwas für schwache Nerven. Zumindest, wenn schwache Nerven Probleme mit kranken Menschen (oder zumindest deren Texten voller Gewaltverherrlichung und Selbstzerstörung) haben. Denn hier werden eigentlich meistens Menschen getötet, oder wenigstens Frauen geschlagen und Kühlschränke vollgepinkelt. Textlich und raptechnisch kann man das alles eigentlich wie eine Mischung aus JAW und Hollywood Hank verstehen, nur etwas relaxter gerappt und stellenweise nicht ganz so freakig. Und zu diesem Gesamteindruck passen die Featuregäste wie die Faust aufs Auge: Mit dabei sind JAW, Illoyal, Morlockk Dilemma, Architekt, Adolph Ghandi, Sentinel und Headtrick, von denen die meisten auch gerne mal von etwas wilderen "Nächten" berichten. Trotz der etwas krankhaften Tendenz verlieren die beiden von DIA aber nicht ihren Humor und verstehen es, mit In-die-Fresse-Punchlines, witzigen Zwischensequenzen und vor allem routinierten Raps mit einigem Flavour zu überzeugen.


    http://www.myspace.com/audiopizarro
    http://www.myspace.com/simedia – kostenloser Download



    Maurice – Blick vom Balkon



    Maurice sitzt auf dem Balkon im dritten Stock eines Bamberger Mehrfamilienhauses, zieht ein letztes Mal am Joint, behält dessen Rauch in der Lunge, drückt ihn im Aschenbecher aus und beginnt gleichzeitig mit dem Ausatmen, etwas von sich zu erzählen. So in etwa könnte man sich den Sound seines Solo-Debüts "Blick vom Balkon" vorstellen. Technisch versiert und vor allem immer smooth rappt er mit rauchiger Stimme über dieses und jenes: seine Vergangenheit, die Probleme des Lebens, Rap an sich und auch ab und an mal über Weed-Konsum. Die Reggae-Einflüsse, die immer wieder durchkommen, gepaart mit seiner Stimme, verleihen dem Album chilligen Flavour, machen es aber nicht zu Einschlafmusik. Für diesen ganz bestimmten Sound ist DJ Smoove verantwortlich, der alle Instrumentals bis auf zwei Remixes, die von Steve Rösger stammen, produziert hat. Stimmlich wird Maurice von niemand anderem unterstützt, als von Grizzly & Shot, Don Don Dodu und Kilian. Wer von uns sitzt denn nicht gerne in lauen Sommernächten auf dem Balkon und philosophiert über das Leben? Eben! Zuschlagen.


    http://www.myspace.com/mauricebbg – zu kaufen



    BDS – 3igh Mixtape



    Seany, Densus Dahn und Biggy sind waschechte Kölner, treue Fußballfans und sonst halt vor allem dick am representen. Die Mischung daraus ergibt einen roten Faden, der sich durch das gesamte Album zieht – wie eine La-Ola-Welle durch die von den drei Jungs so beliebte Kölner Südkurve. BDS stehen auf jeden Fall nicht für soften Rap, das wird von Anfang an klar gemacht. Neben Fußball und Punchlines gibt es auch Songs über Gras, dicke Frauen oder die Macht des Geldes. Alles zwar nicht unbedingt mit weltbewegender Lyrik, dafür aber mit umso mehr Power vorgetragen und vom Rapstyle her auf jeden Fall ein gutes Ding. Für ein nächstes Release würde ich mir allerdings etwas mehr Liebe zum Detail bei den Songarrangements und ein paar ausgefeiltere Themen wünschen. Nichtsdestotrotz ein gutes, unterhaltendes Mixtape – vor allem für Menschen, die auch lieber mal Musik im Auto pumpen, die drückt und einfach in die Fresse geht.


    http://www.bezirkzwo.de – kostenloser Download



    epi.kur – Höchste Zeit



    rappers.in'ler kennen den Münchner epi.kur spätestens, seit er uns Ende November einen schmucken Exclusive-Track geliefert hat. Mit zwölf schrieb er seine ersten Texte, erst nur auf Englisch, bis er dann mit 17 auf unsere gute alte Muttersprache umstieg. Diese langjährige Erfahrung merkt man ihm auf jeden Fall an. Im rappers.in-Interview erwähnte er noch, dass er früher viel mit Freestyles unterwegs war – ein Punkt, auf den seine Souveränität über dem Beat mit Sicherheit auch zurückzuführen ist. Ein bisschen energiegeladen, ein bisschen soft, ein bisschen jiggy rappt epi.kur über nicht unbedingt weltbewegende Themen, trotz laufendem Studium bedient er sich aber keiner Schubladen, die sich bei diesem Stichwort schon mal ganz gerne von selbst öffnen. Auch, wenn etwas nachdenklichere Songs dabei sind, kann man die Grundstimmung, die das Album rüberbringt, als positiv bezeichnen. Für Freunde technisch gut entwickelter, stylischer Raps auf jeden Fall eine gute Wahl!


    http://www.myspace.com/epikur – zu kaufen



    Du kennst jemanden (oder bist gar selbst der Meinung, dass du jemand bist), der dem Titel "unknown King" gerecht werden kann? Diese Person hat erst vor kurzem einen Tonträger oder Freedownload veröffentlicht, der eine Erwähnung in diesem Artikel wert ist? Schick eine Bewerbung mit dem Betreff "unknown Kings – *Künstlername*" an [email protected]. Bitte beachtet aber, dass ich nicht auf jede Anfrage persönlich antworten kann. Ihr werdet sehen, ob das Release dann letztendlich seinen Platz in dieser Sammlung findet. Viel Erfolg!

  • BDS kann ich jedem empfehlen. Hat auch ziemlich gute, wenn nicht sogar die besten 16er bei dem 1000fürn16-Ding gemacht. Favorite feiert ihn ebenfalls. Vielleicht kennt irgendwer noch den Track "Wir labern nicht mit den Bullen"? Auch von denen

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