01. Behutsame Einführung feat. E-Rich
02. Meine Reise
03. Illuminati
04. Trümmer
05. Höhlenmensch
06. Minenfeld
07. Engel
08. Die große Genozid Show feat. Basstard
09. Fehler
10. Du Hure 2009 Intro (Kissen)
11. Du Hure 2009
12. Der Regenmacher
13. Handeln
14. Fabelhafte Welt der Anarchie feat. Jonarama
15. 3 Minuten
16. Wir ficken die Welt feat. Jamal
17. Der Druck steigt
18. Heimlicher Abgang feat. E-Rich
Bonustrack:
19. 333SDK – Satans Dicke Kinder
Der Prinz ist wieder da, kaum schimmert es nicht mehr neongrün am Horizont. Mit dem Nachfolger der "Teenage Mutant Horror Show" aus dem Jahre 2005 möchte er sich anscheinend nach Ausflügen auf eher elektronischen Pfaden wieder zurück auf seine Wurzeln besinnen. Und wieder einmal bewies die königliche Hoheit der Kreiszahl vorab, dass sie es bestens versteht, die Werbetrommel zu rühren. Das frisch gegründete Label Keine Liebe Records ging bereits Wochen vor Release mit einer neuen Homepage online. Über sie wurden Kostproben der "Teenage Mutant Horror Show 2", wie etwa das Booklet oder der Freetrack "Trümmer" schon vorab an die hungrige Meute der Fans verfüttert, die scheinbar nicht genug von "ihrem" Prinzen mit der immensen Sneakersammlung bekommen kann. Die Ergebnisse konnten sich durchaus sehen lassen und inhaltliche Querverweise aufs Album gab's umsonst dazu. Und endlich: Tamtam und Trommelwirbel, als das Album dann am vierten September in den Läden stand.
Doch bereits nach dem ersten Durchhören wird mir klar: Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das eben Gehörte einzuordnen habe. Zunächst auffällig ist der Sound und Rapstil, mit dem sich der Berliner präsentiert. Hatte man erwartet, eher wieder bodenständige "Porno"-Flows zu bekommen, präsentiert sich die "Teenage Mutant Horror Show 2" zwar wieder im deutlich HipHop-lastigeren Gewand, allerdings scheinen Flow und Stimmeinsatz von Pi völlig ungewohnt – dennoch irgendwie bekannt. Auch einzelne Textpassagen und Hooks erscheinen mir merkwürdig vertraut, bis es mit der Hook vom heimlichen Titeltrack des Albums, "Meine Reise", endlich in meinem Kopf zu rattern anfängt:
"Ich wollte nie ein Teil von irgendwas sein (No!)/
Das hier ist meine Reise und ich reise immer allein/
Ihr schreibt Mist, die Kids wiederholen den Mist/
Anscheinend merk’ nur ich, wie hohl es doch ist/"
Auf dem Album finden sich breit gestreut immer wieder Textpassagen und Hooks, die beinahe identisch mit entsprechenden Songteilen von Pis Kollegen Casper sind. Doch auch Sound, Flow und Themen sind so ähnlich, dass dies kein Zufall sein kann.
So beginnt "Minenfeld" nicht nur mit der im Grunde selben Zeile wie die Titelhymne von "Hin zur Sonne", auch weitere Stellen finden sich Stück für Stück im Song, der inhaltlich eher an Klassiker wie "Coops" erinnert. Auch "Du Hure 2009" eckt mit einem "Lippenlesen" in der Hook deutlich an – ist dies doch einer der größten Hits von Cas' 2006 erschienenem "Die Welt hört mich". Kurz gesagt: Auf dem Album des Prinzen findet sich ein breiter Querschnitt durch Caspers gesammelte Werke. Zack!
Erster empörter Gedanke: Ist er wirklich so dreist und glaubt daran, dass dies niemandem auffällt? Zweiter Gedanke: Könnte dies eine merkwürdige Brücke zur "Teenage Mutant Horror Show" sein, die damals auf den Instrumentals von "Rap Art War", Caspers ehemaliger Crew aus dem Jahr 2004, aufgebaut war? Oder ist es einfach eine sehr befremdliche Art von Pi, seinem Kollegen Tribut zu zollen? Eine Stellungnahme dazu gab es bisweilen nicht. Und so beschließe ich, mich erst einmal dem Rest des Albums zu widmen.
Wie das Flugzeugthema des Booklets schon ankündigte, nimmt das Multitalent seine Hörer mit auf eine Reise durch ein apokalyptisches Weltbild der Zukunft, zeigt ihnen Stationen seines Lebens und Momentaufnahmen der Gesellschaft und das alles frei nach dem verbalen Pinsel des Prinzen. Dieser glänzt hier durchaus in seiner Königsdisziplin: dem Erzeugen von absurden und gleichzeitig so treffenden, teilweise geradezu metaphorischen Bildern im Kopf seines Hörers. Erster empfehlenswerter Anspielpunkt für mich ist "Illuminati". Klingt ein wenig nach K.I.Z., besticht aber durch einen fast clubbigen Beat gepaart mit DJ-Cuts von Swollen Fingers. Mein persönliches Highlight jedoch ist der schon vorab als Freetrack releaste Song "Trümmer". Die gerappte Kamerafahrt durch die Abgründe der Menschheit begeistert vor allem durch ihre Bildhaftigkeit, ergänzt durch einen atmosphärischen Beat von 7inch.
"Von oben sieht die Stadt aus, als wenn ein beklopptes Kind wahllos seine Bauklötze verstreut hätte, mit dem Ziel, das abscheulichste machbare Muster zu erzeugen."
Richtig aus dem Rahmen fällt jedoch leider der Song "Engel", der sich durch seine schief gesungene Hook selbst zerstört. Im Gegensatz dazu glänzt "Die große Genozid Show" durch die geradezu geniale Grundidee des Songs. In einer Talkshow der Zukunft stellt Pi zusammen mit Basstard einiges an kritischem Inhalt regelrecht zur Schau. Und irgendwie findet man sich plötzlich im Fernsehsessel wieder.
"Werbepause Ende, die Raketen im Anflug/
Der Quizmaster trägt einen Camouflageanzug/
Die Wette gewinnt Frau H. aus Frankfurt/
Gratulation, sie tippte auf 2500 Tote/"
Weder "Du Hure 2009 Intro (Kissen)" noch "Du Hure 2009" entspricht meinen zugegeben hohen Erwartungen. Abgesehen davon, dass die Anlehnungen an den Casperklassiker "Lippenlesen" für mich gerade hier unfassbar fehl am Platz sind, vermisse ich die grausame Deutlichkeit des Orginals, das damals auf dem Beatfabrik-Album "Wortshots" erschien.
"Du siehst mich an, du sagst, ich sollte Lippenlesen/
Der Einzige, der an uns geglaubt hat, bin ich gewesen/
Wir schweigen nur, denn ich weiß nicht mehr, was Liebe ist/
Weißt du, dass den Elfenbeinturm jemand niederriss?/"
"Der Regenmacher" und die "Fabelhafte Welt der Anarchie" mit Jonarama gehören wieder zu den inhaltlich gehaltvollen Songs, die das Album hörenswert machen. Und am Ende stehe ich einem Werk gegenüber, das für mich zur Hälfte ungenießbar ist, dessen andere Hälfte jedoch echte Perlen in sich birgt.
Soundtechnisch haben Biztram, The Royals, Beatzarre und 7inch ihr Bestes gegeben, die neue Vision des Prinzen zu verwirklichen und befinden sich auf einem hohen Niveau. Allerdings will sich mir kein wirklicher roter Faden zeigen und so richtig zu Pi passen beispielsweise die teilweise verwendeten Gitarreninstrumentals auch nicht. Hinzu kommen einige Unsauberheiten beim Abmischen, die die Vocals streckenweise sogar schwer verständlich machen. Ziemlich unnötig – scheint der Sneakerking doch sonst so perfektionistisch zu sein.
Nun, in mir schreit eine Stimme: "Abgeschrieben, setzen, Sechs!" Denn egal mit welcher Intention Pi sich so an Casper orientiert hat, ekelt mich die Tatsache, dass die Hälfte des Albums weder nach ihm klingt, noch ursprünglich von ihm stammt, an. Dementsprechend schwer fällt mir die Bewertung, habe ich nach dieser Review kaum mehr Lust, mich in Zukunft mit der "Teenage Mutant Horror Show 2" zu befassen.
Wortwörtlich zu viel des Guten aber doch wegen einzelner Perlen gebe ich schweren Herzens 3,5 Mics und bin gespannt auf die Erklärung, die uns die königliche Hoheit eventuell noch plausibel machen will.
(Pauline Staigle)
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