Interview: Casper


  • Nachdem seine Kollegen immer wieder das neue Casperalbum ankündigten, dachten wir uns, wir bitten den jungen Herrn aus Bielefeld mal wieder zum Gespräch – und welche Gelegenheit könnte passender sein als das Splash!-Festival, auf dem das Ausnahmetalent in den letzten Jahren immer wieder großartige Shows gespielt hatte. So kam es, dass wir Casper am Sonntagnachmittag trafen, um mit ihm über seine aktuellen Projekte und die Lage im Allgemeinen zu plaudern. Den (neuesten) Casperwitz gab's umsonst dazu. Lest selbst!



    Casper: Yeah!


    rappers.in: Erzählst du uns den neuesten Casperwitz, bitte?


    Casper: Den neuesten Casperwitz? Oh, warte. Ich kenn' auf jeden Fall nur sehr schlechte Witze.


    rappers.in: Den mit dem Clown im Büro kennen wir schon.


    Casper: Der is' so super! Das ist der beste Witz aller Zeiten. Sie hat... Nee, warte. Ich hab' keinen neuen Witz. Das ist momentan der Witz. Und imagemäßig kann ich doch jetzt auch keine Witze bringen.


    rappers.in: Doch, klar.


    Casper: So! Und dann kommt der neueste Witz. Ich hab' mir eine zigfache DVD-Box von Fips Asmussen geholt und man muss sagen, Fips Asmussen is' der unlustigste Mensch, der je eine Bühne betreten hat und sich Comedian genannt hat. Und sein Paradewitz ist: Geht ein Schwein durch eine Wohnung. Da sieht es eine Steckdose und sagt: "Na, Kumpel, wer hat dich denn hier so eingemauert?" (Schweigen) Lass uns doch einfach den mit dem Clown noch mal machen!


    rappers.in: Na gut.


    Casper: (schreit) Was macht ein Clown im Büro? (alle drehen sich nach ihm um)


    rappers.in: Ehm...


    Casper: (glücklich) Faxen! Isso.


    rappers.in: Hast du denn auf dem Splash! schon was erzählenswertes erlebt?


    Casper: Zählt auch die Hinfahrt?


    rappers.in: Ja.


    Casper: Auf der Hinfahrt sind wir mit dem Wagen meines Tourmanagers gefahren. Und der arbeitet in einer Werbeagentur. Das bedeutet, es war der Firmenwagen dieser Werbeagentur. Und die haben Fotos gemacht und hatten deshalb überall Requisiten im Auto herumliegen. Und wir haben eine Plastikspielzeugpistole gefunden. Und ich hab' die ganze Zeit so mit der gedreht (zeigt, wie er eine imaginäre Plastikspielzeugpistole um den Zeigefinger kreisen lässt) und es war total langweilig, weil wir im Stau standen. Irgendwann hat unser Tourmanager die dann genommen und so auf das Auto neben uns gezielt. Peng! Das ist die ganze Geschichte. Dann standen wir anderthalb Stunden im Stau, sind sofort losgebrettert, weil wir Tua nicht verpassen wollten. Auf einmal wurden wir von der Polizei rausgezogen. Und die waren so: "Ihr wisst schon, warum wir euch rausgezogen haben?" Und wir waren sofort so: "Ja, tut uns leid, wir sind gerast und blablabla, wir müssen zu 'nem Festival und blablabla." Und die dann so: "Nee. Gegen sie liegt eine Anzeige wegen Bedrohung vor." Und wir so: "Hä?" – und die Pistole lag auf dem Armaturenbrett. Man muss auch sagen, das ist eine Spielzeugpistole, die offensichtlich aus Plastik und sehr, sehr schlecht gemacht ist. Es ist halt 'ne Plastikpistole, die sah unecht aus. Und deswegen hat der 'ne Anzeige bekommen. Das fanden wir unglaublich! Und die ersten beiden Tage dieses Anzeigenblatt dabei. Weil die Polizei die Plastikpistole tatsächlich beschlagnahmt hat und eine Erklärung dazu geschrieben hat. Und unter besondere Anmerkungen stand: Die Spielzeugpistole weist keine laufende Seriennummer auf. (schallendes Gelächter)


    rappers.in: Ihr seid also nicht mit dem Wohnmobil gekommen? Da gab es ja ein ewiges Theater drum.


    Casper: Nee. Wir haben kein Wohnmobil bekommen. (Erzählt ausführlich von zig Telefongesprächen, die er mit Wohnmobil-Vermietungsstellen geführt hat) Also, ich glaube, dass halb Deutschland in den Sommerferien nach Holland auswandert. Das ändert aber an den Zahlen nichts, weil halb Holland wandert dann auch hier ein. Ey! Ist euch mal aufgefallen, dass in diesem Piece da hinten Aliens sind?


    rappers.in: Ja.


    Casper: Und das eine Alien hat ein Schwert und bläst den Kriegsmarsch? (schreit) Ent...schuldigung! Wo sind wir hier denn? (Schweigen) Gibt's hier Whisky?


    rappers.in: Deine Labelkollegen reden ja immer wieder vom neuen Casperalbum, das kommt...


    Casper: Wer?


    rappers.in: Favorite zum Beispiel.


    Casper: Hat Favorite über mein Album geredet? Wo?


    rappers.in: Im Interview mit uns.


    Casper: Wann?


    rappers.in: Auf dem One Love-Festival in Hannover.


    Casper: Was hat er darüber gesagt?


    rappers.in: Dass es kommt.


    Casper: Sonst aber auch nichts Gutes?


    rappers.in (Polly): Doch.


    rappers.in (Lupa): Nein.


    Casper: Seid ihr so... (verwirrt) guter Busen, böser Busen, wollte ich jetzt sagen. Guter Bulle, böser Bulle?


    rappers.in: Ehm. Ja. Also. Willst du dazu was sagen? Zu diesem Album?


    Casper: Wenn ich ein Album mache, versinke ich ja immer in so 'ner Phase. Ich find' dann alles, was ich mache, total schlecht und zweifel' komplett an mir und meiner künstlerischen Integrität, möchte einfach nur noch aufhören. Dieser Druck und dieses "Ich halte dem nicht stand". Und da bin ich grad mittendrin. Also dieses Album wird schon... (macht eine 10-sekündige Redepause) Läuft, würde ich mal sagen. (lacht) Ich weiß nicht wie's ankommen wird, weil es was total eigenes wird.


    rappers.in: Verrätst du uns, was das Eigene ist?


    Casper: Also, die Songs, die nach vorne gehen, gehen halt auch richtig nach vorne. Sub-Bass-Gewitter, 4/4-Takt und nach vorne peitschen. Und man weiß halt, dass, wenn man allein die Beats hört, dass Festivals ausflippen werden, wenn's denn einigermaßen erfolgreich wird. Und die deepen Sachen, sind dann auch wirklich krass durchorchestriert. Man muss sich das vorstellen, wie 'ne bizarre Mischung aus, ich sag' mal: "Die alten Caspersachen", vielleicht noch ein bisschen The Streets, ein bisschen Coldplay, vielleicht noch ein bisschen The Cool Kids drin. Und das alles so verwurstet, ganz eigen und ein bisschen verrückt. Und deswegen weiß ich halt nicht, wie's ankommen wird. Bis jetzt find' ich die Sachen sehr gut, aber ich bin auch noch nicht sehr weit. Vielleicht mach' ich ja noch die schlechten Sachen. (lacht)


    rappers.in: Ja?


    Casper: Das wäre voll super! So wie Bumayé", der ja mittlerweile ein angenommener Song ist. Den haben wir so drei Tage vor Abgabe gemacht und ich war so: "Das ist der schlechteste Song, den ich jemals gemacht habe und dafür werde ich gehasst werden"





    rappers.in: Dafür wird er aber hart gefeiert.


    Casper: Ne?! Letzte Woche hatte ich tatsächlich zwei neue Songs fertig und war so: "Boah! Ich nehm' die jetzt auf und die sind so derbe. Und dann haben wir die aufgenommen und es war der größte Scheiß, der je aufgenommen wurde. Es war wirklich so: Stille. Und dann so zu dem Typen, der mich aufnimmt: "Ja, find' ich kacke." Und er so: "Ja is' halt auch richtig kacke." Ich war so: "Ja, nee. Is' echt kacke. Und er so: "Ja, is' richtig kacke." Und dann hab' ich das meinem Mitbewohner gezeigt. Und er so: "Is' kacke." Und ich so: "Ne, is' kacke?" Und dann war's ein derber Lacher, dann haben wir uns betrunken und jetzt fang ich wieder neu an.


    rappers.in: Großartig!


    Casper: Ja, voll!


    rappers.in: Den solltest du rausbringen.


    Casper: Das war ein großartiger Hit namens "Licht". Ey, das Hemd hab' ich übrigens auch! (zeigt auf einen Typ im Karohemd, der in der Ferne auf und ab stolziert) Ent...schuldigung, das bin ich! (Gelächter) Ist euch mal aufgefallen, dass, wenn man Fiva MC guckt und man macht die Augen zu, dass sie genauso klingt wie Marsimoto?


    rappers.in: Ehm...


    Casper: Das war der größte Lacher überhaupt! Und ich hab' das getwittert!


    rappers.in: Das erste halbe Jahr bei Selfmade ist vorbei…


    Casper: Ja! Ich bin schwer reich und Top 20-Künstler!


    rappers.in: Hast du ein Resumée für uns? War es eine gute Entscheidung?


    Casper: Ich find' nach wie vor, dass es 'ne gute Entscheidung war. Was seltsam ist... Ich hab' das Gefühl, dass es innerhalb der Plattenindustrie so 'ne Sache ist. Dass Leute sagen, also in Plattenfirmenetagen: "Ich find' den cool, aber ich trau' mich nicht, groß zu sagen, dass der cool ist. Weil man weiß ja nicht." Dann bin ich zu Selfmade gegangen, dann wurde geredet: "Das wird eh nichts, das wird eh nichts." Dann ist das erfolgreich gelaufen, es ist gut gelaufen, man hat gemerkt, ich hab' mich nicht großartig verändert. Und plötzlich sind alle so: "Ah! Ich hab's immer gewusst!" Aber hatten vorher nie den Mumm zu sagen: "Wir machen das jetzt." Und das finde ich im Nachhinein ein bisschen seltsam. Ich kenn' mich ja in der Musikindustrie nicht so aus, aber ich denke nach wie vor: Selfmade – beste Entscheidung. Ich finde diese Nachläufe einfach befremdlich, belustigend teilweise auch. Künstler, die man vorher geschätzt hat und versucht hat, mit denen Kontakt aufzunehmen, ging gar nicht. Und plötzlich läuft das alles von selbst. So: "Das ist der von Selfmade, ach ja, Selfmade ist gut. Ja, klar können wir was machen..."


    rappers.in: Was hinterlässt das für ein Gefühl bei dir?


    Casper: Das hinterlässt ein Gefühl von: Dass wir die letzten Jahre gar nicht so schlecht gefahren sind. Also, die Leute, mit denen ich on the road bin, sind halt immer meine besten Freunde gewesen. Und die Leute, die ich zuhause immer gefeiert habe, sind jetzt auch große Künstler geworden. Ich meine, Tua fährt langsam seine Lorbeeren ein, Marteria hat die beste Show des Wochenendes abgeliefert und das Kaas-Album ist tatsächlich der erwartete Wahnsinn. Es hat mir so ein bisschen gesagt, dass es gar nichts nützt, wenn man jetzt Musik macht und da so groß ausgreift. Sagt: "Ich hätte gerne ein Feature mit dem oder dem." Sondern einfach, mit den Leuten, mit denen man privat zu tun hat und die man cool findet und mit denen man auf irgendeiner Ebene 'ne Basis findet, dass das das Wichtigste ist. Und dass Leute, die sich fair und nett verhalten, auch tatsächlich das erreichen werden, was sie verdienen. Ich glaube schon, dass es, wenn man durch die Gegend rennt und sofort alles niederredet und alles schlecht macht, für den Moment richtig krass ist. Für ein paar Monate ist man dann im Gespräch, aber ich glaube, darauf kann man nichts aufbauen. Und wie gesagt, die Leute, bei denen man sich freut, die wiederzutreffen da ist alles schön. Das ist die Ecke, wo ich sage, da fühl' ich mich wohl. So Chimperator Marteria, blabla. Und ich glaub', das passt auch ganz gut.


    rappers.in: Wir haben gehört, du hast neulich eine Curse-Show gesprengt!


    Casper: Ich hab' die nicht gesprengt! Oder ich wollte sie nicht sprengen… (lacht) Also, wir sind in Göggingen bei dem No-Stress-Festival im Hotel angekommen. Und Curse stand draußen und war mit seiner Band so am Bier saufen. Und ich war so aus Scheiß, weil es halt auch auf der Neopunktour so ein Dauerohrwurm war, von mir und Bartek: "Mann, Mike! Ich singe den Silbermond-Part!" Und er war so: "Mhm." Und in meinem besoffenen Kopf muss das angekommen sein wie: "Boah! Das ist die beste Idee, Cas. Das machen wir. Das wird super!" Und dann standen wir so draußen und der Song fing an. Und ich guck so Rob an, der genau so betrunken war wie ich. Und er ist so: "Du musst jetzt." Und ich war so: "Ja, ich muss jetzt. Haben wir ja abgemacht." (Gelächter) Und dann steh' ich so am Bühnenrand und bin so: "Vielleicht haben wir uns überschätzt…"


    rappers.in: Mit Mic?!


    Casper: Ja! Mit Mikrophon! Ich hab' mir einfach so ein Mikrophon geschnappt und schon hörte die Band auf zu spielen. Und es gibt so ein Youtube-Video davon, wie alle so sind: "Mann, verpiss dich!" Und ich glaube, ich singe wie eine Harfe! (Gelächter) Es war wirklich das Schönste. Tatsächlich ist die ganze Band hier und wir haben gestern mega drüber abgelacht. Und sie gucken sich nachher noch die Show an. Das hätt' ich nicht gedacht, ich dachte, die wären alle sauer! Schöne Grüße an die Jungs!


    rappers.in: Dein Song "Vatertag" war ja ein Highlight auf dem Selfmadesampler. Wie haben denn deine Kollegen reagiert, als sie ihn zum ersten Mal gehört haben?


    Casper: Also, mich persönlich hat's ja wirklich erstaunt, dass niemand diesen Song wirklich verstanden hat. Also, ich fand's eigentlich relativ einleuchtend, wie's gemeint war und selbsterklärend, wie sich das alles aufbaut. Vielleicht war's das nicht. Aber ich habe im Vorhinein den Song vielen Leuten vorgespielt, auch dem Affenboss. Und der war so: "Ey, bring den nicht raus, der ist echt eklig." Und dann hab' ich den anderen gezeigt und die meinten so: "Ja, den versteht man auch nicht, du musst das irgendwie ändern." Und für mich war es in dem Moment aber so, dass ich den Song gut fand, musikalisch super, wie der produziert ist, TK – astrein! Wie der geschrieben ist, find' ich einleuchtend und ich seh's auch nicht ein, irgendwas für irgendwen runterzudummen. Und dann hab' ich halt die Route gewählt: Ich hör' mir zehn blöde Sprüche drüber an, aber find' den Song selbst super. Das ist die Kurzversion. Also klar gab's 'ne riesen Diskussion und es wäre jetzt auch blöd, zu sagen, es war nicht irgendwie kalkuliert von mir. (lacht) Aber... Natürlich wurde ich nicht vergewaltigt! Es ist einfach eine sich selbst erzählende Geschichte. Also, ich wusste schon vorher, dass es halt so losgehen würde, aber ich hab' mich so 'n bisschen geweigert, den umzuschreiben. Und man muss dann Elvir zugute halten, dass er in dem Gespräch, als ich gesagt hab': "Ich bring' den so raus.", gesagt hat: "Gut, wenn du das so willst, dann machen wir das." Was halt auch wieder diese Selfmadesache ist, wo viele Leute glauben, dass Elvir da so rumdiktiert – und das ist dann Gesetz. Und das stimmt halt nicht. Ich hab' jetzt momentan bei meinem Album alle Freiheiten der Welt und das, was ich bis jetzt abgegeben hab', bleibt auch so. Selbst bei den Sachen, bei denen ich mir sicher war, dass er das niemals absegnet, war er so: "Versteh' ich. Find' ich super." Und so war das bei "Vatertag" halt auch.


    rappers.in: Hast du denn das Gefühl im Nachhinein, der Song wurde von deinen Hörern verstanden?


    Casper: Ich denke schon. Doch. Ich glaube schon, dass meine Haupt-Hörer, oder die, die seit der ersten Stunde dabei sind, Menschen sind, die vielleicht gerne auch eher Musik mit Tiefgang hören. Und da hab' ich nicht das Gefühl, ich muss die Sachen runterdummen, weil die das nicht verstehen. Ich glaub' schon, dass ein Publikum sich mit einem zusammen entwickeln kann. Und man sollte dem Publikum auch diese Reife zusprechen als zu sagen: "Lass uns das lieber einfacher machen."


    rappers.in: Na, da sind wir doch beim Thema der nächsten Frage. Ich finde, du hast eine sehr eigene Fanbase...


    Casper: Wird mir immer gesagt. Finde ich gar nicht! Ich finde, da ist 'ne große Schnittmenge mit dem Prinz Pi-Publikum, dann ist 'ne große Schnittmenge mit dem Chimperator-Publikum, dann so ein gewisser Teil der Selfmade-Leute. Also Selfmade-Fans feiern mich bei Gott nicht alle, müssen sie auch nicht, keine Ahnung. Ich finde nicht, dass ich ein eigenes Publikum habe. Ich bin ja eher so, dass ich sage, ich freue mich über jeden, der kommt und der Sache ein offenes Ohr gibt. In dieser Caspersache ist jeder willkommen, da kann und soll sich jeder wohlfühlen können, obgleich seines Aussehens, seiner Herkunft, seines Tanzstils oder sonst was. Wenn man mir sagt, dass meine Fanbase "eigen" ist, weil es aufgeschlossene und tolerante Menschen sind, freu' ich mich. Klar. Ist ja schon 'n bisschen durchgemischt... Himmel, was ist denn hier los! (Caspers Handy klingelt) Biztram! Wir sind mitten in einem Interview, möchtest du was sagen? (Schweigen) Mit rappers.in. Also, Biztram grüßt mich! (Schweigen) Es war unfassbar, wir waren sehr betrunken, wir haben Platzverweise ohne Ende bekommen! (Schweigen) Das stimmt! Und es stimmt auch, dass ich mit Morten während des Deichkind-Konzertes neben der Bühne zwischen den Hauptscheinwerfern stand und wir tatsächlich gewaltsam entwendet werden mussten. (Schweigen) Ja, das stimmt auch! Und Rob hat aus der Skylounge mit Flaschen geworfen! Angeblich. Und deswegen sind wir da auch platzverwiesen worden. (Schweigen) Wir sind die Schönsten! Ey, ich bin nächste Woche in Berlin. Dann komm' ich bei dir vorbei und wir essen Esspapier und kichern! (Schweigen) Du, telefonieren wir morgen noch mal? (Schweigen) So schön! Tschö! (zu den Redakteurinnen) Er grüßt euch natürlich auch!





    rappers.in: Natürlich. Also, kommen wir zur Frage zurück. Was war denn dein skurrilstes Fanerlebnis?


    Casper: Mein allerskurrilstes Fanerlebnis?


    rappers.in: Bitte!


    Casper: Es gibt da ein skurriles und es gibt das allerskurrilste Erlebnis.


    rappers.in: Kannst gern beide erzählen.


    Casper: Das erste skurrile ist irgendwie eigentlich relativ normal, weil ich würde das bei gewissen Sachen auch machen. So: Wenn ich mir jemals ein Zitat tattowieren lassen würde, wäre das von der und der Band. Aber es gibt mittlerweile ein Hülle und Fülle von Casper-Fan-Tattoowierungen, die natürlich dokumentiert archiviert und bestaunt werden. Das finde ich schon krass. Aber auf 'ne positive Art und Weise, weil man sich da so seiner Rolle ein bisschen bewusst wurde. Vielleicht, wer's so ein bisschen verfolgt und uns auch ein bisschen kennt, weiß ja: Bobo, Rob und ich sind ja eher so ganz normal, wir sind eigentlich immer besoffen und nach außen nicht so auf 'nem Star-Trip. Und das fand' ich schon krass, dass jemand Sachen, die man sich zuhause ausgedacht hat, für immer auf dem Körper trägt. Aber das Allerskurrilste war auf Tour. Ein lesbisches Pärchen, was einen Kinderwunsch hatte und tatsächlich Geld für mein Sperma geboten hat. Kein Witz! (fassungsloses Schweigen auf Seiten der Redaktion)


    rappers.in: Wie hast du drauf reagiert?


    Casper: Ich bin weggerannt! Ich dachte, das wär 'ne Verarsche. Zuerst meinten die so: "Wir bräuchten nur 'ne Spende." Und dann meinten die so: "Wir können's auch auf natürlichem Wege machen, aber dann hätten wir auch wirklich gar keinen Spaß daran." Da war ich einfach so: "Hä, was, worum geht's denn hier?" Und die dann: "Schatz. Ist nicht böse gemeint. Entweder du machst es, oder du machst es nicht." Und ich: "Ich weiß nicht, ich weiß nicht." Und dann bin ich einfach gegangen, weil ich Angst hatte. (Schweigen) Ihr findet das mit den Lesben nicht so krass wie ich, was?


    rappers.in: (schweigt) Oh doch. Ich bin nur etwas sprachlos. Der Wunsch ist die eine Sache, das auszusprechen die andere.


    Casper: Das war aber noch vor der großen Hype-Welle! Und das war todernst gemeint! Das war so direkt vor "Hin zur Sonne". Das waren eher so die Konzerte mit zehn Mann als die Selfmade-Tour.


    rappers.in: Wie bringst du deine Lebensziele mit deiner Sicht auf die deutsche Rapszene momentan unter einen Hut?


    Casper: Also, es ist ja so: Ich hab' ein Mixtape gemacht, das hat einen auf ein gewisses Level gebracht, man hat gemerkt, nach dem Album ging's ein Stück höher, nach dem Sampler ging's noch ein Stück höher und wenn es nach dem Album jetzt nicht mehr werden würde, fänd' ich das nicht schlimm, aber wenn's nach 'nem Album danach immer noch nicht mehr wäre, würde ich aufhören. Weil ich finde, so einen gewissen Stillstand muss man sich selbst eingestehen. Es muss kontinuierlich bergauf gehen. Ich meine damit nicht, dass ich mehr Geld verdienen muss, oder mehr Platten verkaufen muss, sondern dass das Interesse sich steigert. Wie es zum Beispiel bei 'nem Artist wie Atmosphere ist, der jahrelang nichts verkauft hat. Aber irgendwie ist der Künstler immer interessanter geworden. Bis dann das letzte Album "If life gives you lemons, paint that shit gold" irgendwann endlich Erfolg hatte. Er war lang erfolglos, aber es gab 'ne Interessenskurve. Und persönlich sehe ich Deutschrap gerade zwiegespalten. Einerseits finde ich alles krass langweilig und höre kaum irgendwas, auf der anderen Seite, die Sachen, die man noch hört, megainteressant. Es schrumpft sich so gesund gerade. Man merkt, dass es so gerade niemanden interessiert, aber das es so spätestens in zwei, drei Jahren einen Boom geben wird, der unmenschlich groß sein wird. Weil es endlich einer neuen Generation bedarf, meiner Meinung nach. Es bringt gar nichts, sich an alte Helden zu klammern, auch wenn's alte Helden sind definitiv. Ein Grandmaster Flash und Afrika Bambaataa sind große Helden, die gewürdigt werden, aber sie finden auch in Amerika zu Recht nicht mehr statt. Und ich finde halt, dass die Leute nicht mehr nach Namen oder 'nem alten Status gehen sollten, sondern viel mehr nach dem, was momentan so passiert.


    rappers.in: Wir hätten da noch 'ne Abschlussfrage...


    Casper: Mein Abiturschnitt? 3,4! Und ich hab' nicht gelernt!


    rappers.in: Fast. Wie sieht der abgefahrenste Ort aus, an dem du jetzt sein könntest?


    Casper: KaZantip! Die Rave-Republik in Weißrussland. Kennt ihr das nicht? Es gibt eine eigenständige Republik, mit eigenständiger Regierung, mit eigenständigem Alles, in Weißrussland ist das. KaZantip. Und in KaZantip nehmen alle Menschen Drogen und hören den ganzen Tag Rave. Kein Witz, da gab's auf Pro7 einen Bericht drüber. Und es gibt auch den Rave-Bürgermeister. Und wenn du nach KaZantip rein willst, bekommst du eine Staatsbürgerschaft für drei Monate, musst 600 Euro Eintritt bezahlen und darfst da drei Monate leben. Und da ist freie Körperkultur, Rave, Sekt, Kaviar, Designerdrogen, alle flippen vollkommen aus. Und es gibt auch nur drei Gesetze, glaub' ich: Du darfst nicht stehlen, du darfst keinem wehtun und du musst Spaß haben. Googlet das einfach. KaZantip. Ist das allerderbste! Und ich will da hin. Das ist der abgefahrenste Ort der Welt! Danke für das Interview!


    rappers.in: Ebenso!



    (Pauline Staigle & Florence Bader)

  • ich finde, dass das interview eine gelungene mischung aus information und comedy bietet, sowohl der ein oder andere "aha-effekt" als auch der ein oder andere schmunzler war dabei.
    speziell eine antwort seitens casper war mir zu lang, aber wer casper kennt, der weiß, dass er manchmal redet und redet und redet und red... und so weiter.
    also von euch beiden auf jedenfall gut geführt! wiedermal kompliment, irgendwie stell ich das bei euch so oft aus.

  • Zitat

    Original von Wikipedia
    KaZantip (ukrainisch 070=B8?/Kasantyp) ist das größte Festival für elektronische Musik in der Ukraine. Es findet jedes Jahr zwischen Mitte Juli und Mitte August an einem Strand auf der Krim statt. Dort spielen über 300 DJs auf insgesamt 12 Dancefloors rund um die Uhr. Die meisten Besucher des Festivals kommen aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion.


    Erfinder des KaZantip-Festivals ist Nikita Marschunok. Im Jahre 1992 organisierte Marschunok einen Surfwettkampf auf der Krim, der mit einem Abschlussfest endete. In den Folgejahren wurde das Fest noch größer, fand allerdings ohne Surfwettkampf statt. Von 1997 bis 1999 fand das Festival einige Kilometer vom Strand entfernt in der Bauruine des Kernkraftwerks Krim statt, das nie ans Netz gegangen war, damals mit rund 10.000 Besuchern. Seit 2000 liegt das sechs Hektar große Festivalgelände am Strand des Dorfes Popowka auf dem westlichen Teil der Insel Krim in der Nähe von Jewpatorija. KaZantip wird jährlich von 50.000 bis 100.000 jungen Menschen vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion besucht und macht einen Umsatz von etwa sechs Millionen Dollar.


    Das Besondere an KaZantip ist seine Organisation: Nikita Marschunok gründete die fiktive Republik KaZantip, machte sich selbst zum Präsidenten, ein paar Freunde zu Ministern für Sound, gute Laune und Architektur - und schrieb eine „Verfassung“. Die Gäste des Festivals bezahlen für ein „Visum“ bis zu 250 Dollar (2008).

    Haha, wie geil. Ich liebe überflüssiges Wissen!
    Allerdings enthielt die Beschreibung des guten Caspers dann doch einen gewissen Phantasieanteil. ;)

  • zu kazantip: hab den bericht in erinnerung von pro7, caspers aussagen dazu sind passend, die darstellung war extrem verlockend :D


    und zum interview: beste, was ich bis jetzt gelesen hab auf rappers.in

  • Zitat

    Original von Ali Paris
    warum gibs eigtl keine frage zu diesem "berlin vorfall"
    Vor allem nen Casper sollte man das doch fragen


    Warum findest du, gerade Casper sollte man was dazu fragen? :)

  • Zitat

    Original von pollyssima


    Warum findest du, gerade Casper sollte man was dazu fragen? :)



    weil er für mich der vernünftigste typ im deutschen rap buisness ist
    er gibt den leuten props, die es seiner meinung verdienen und scheißt darauf, wie der rest der szene über diese person denkt.


    Darüberhinaus
    gibt es ein Intervie von ihm, in dem er sagt er hätte mal richtig angst gehabt in frankfurt aufzutreten, weil es wohl kein rapper aus der stadt gäbe, der einen nicht gangster eindruck macht. In berlin hingegen gibt es halt noch kiz, harris usw.
    Jedenfalls sei das Konzert in ffm richtig cool gewesen.


    Jetzt wärs doch mal interessant zu hören er die dinge nun sieht.
    Wie er sich dabei gefühlt hat, und ob er mit selfmade nochmal in berlin, genauer Kreuzberg auftreten würde.

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