Mauli – Autismus & Autotune


  • 01.Sturm
    02.Kugeln
    03.Detox
    04.Klepto
    05.Rolex
    06.Manchmal
    07.Halbe Molly
    08.Licht
    09.Vielleicht
    10.Geheimrezept



    Mauli ist einer der wenigen Rapper, die sich nach ihrer VBT-Teilnahme zu gestandenen Musikern entwickeln konnten. Sein 2015 erschienenes Debutalbum "Spielverderber" kann man vielleicht zu den besten in Deutschland erschienenen Trap-Alben zählen. Darauf hat er nämlich mit einem einzigartigen Spagat zwischen Battleraptexten mit stumpfem Beleidigen gegen die Szene und einem ansprechenden, wenn auch ironisch gebrochenen, Trap-Sound überraschend deutlich überzeugen können. Man hatte den Eindruck, dass Mauli sein Genre finden und gerade zu Zeiten einer Überflutung der Sparte durch Qualität herausstechen konnte. Diese Selbstfindung änderte aber die für ihn so charakteristische provokante und rotzfreche Art nicht. Einer der Ecksteine für diesen Erfolg dürfte Morten gewesen sein, der die Beats des Albums so hervorragend ausproduziert hat, dass jedem Instrumental des Albums trotz gleichbleibender Ästhetik ein sehr hoher Wiedererkennungswert innewohnt. Umso überraschender ist es nun also, dass auf dem Nachfolgeprojekt Morten für keinen einzigen der Beats verantwortlich ist, sondern Mauli selbst die Regler in die Hand nimmt. Das wird nicht die einzige fundamentale Änderung bleiben, das ganze Album weist mit dem Vorgänger nämlich absolut keine Ähnlichkeiten auf. "Autismus & Autotune" ist bisher eine der größten Enttäuschungen des Jahres.


    Mann, ich hab dich geliebt/
    Doch ich war dir zu verkopft/

    (Mauli auf "Detox")


    Als Mauli gegen November 2017 sein erstes Snippet zum Album veröffentlichte, konnte man noch nicht ahnen, was sich auf dieser Platte befinden würde. Im Gegenteil. Er teaserte eine Reihe von Parodie-Songs auf mehr oder wenige aktuelle Trends an und ließ durchschimmern, dass dieses durch und durch ironische Snippet seinen humoristischen Qualitäten und den Vorlieben seiner Fans entspricht. Und mit diesem guten Omen im Rücken entscheidet er sich dann, genau das zu veröffentlichen, was er bis dahin eigentlich zu parodieren schien. Mit dem Hören dieses Albums stellt man nämlich fest, dass Mauli es inzwischen um einiges ernster meint als erhofft. Er versucht tatsächlich, ein musikalisches Trap-Album mit so etwas wie lyrischem Tiefgang und zeitgemäßem Deutschrap-Autotune zu kreieren. Nur gelingen will nichts davon. Mauli ist leider Gottes ein grauenvoller Produzent, fast alle Beats klingen nach einer Parodie des Zeitgeistes. Tracks wie Sturm, Manchmal, oder Halbe Molly fehlen Bässe, kreative Samples oder Individualität. Die Gesamtproduktion wirkt billig, wirkungslos minimalistisch und harmoniert auch nicht so recht mit dem exzessiven Autotune-Einsatz. Ich würde jede Wette eingehen, dass in der Zeit, die die Produktion dieses Albums in Anspruch genommen hat, Fler noch nicht einmal die Belichtung eines Fotoshootings zurechtgelegt hätte.
    Doch auch die Texte sind vollkommen wirr. Der arrogante Mauli hatte mit schwarzem Humor, stumpf und von oben herab, eine sehr unterhaltsame Art, aber was hier textlich passiert, ist eine absolut willkürliche Abwechslung zwischen prolligen und deepen Tracks, wobei letztere nicht einmal als Parodien funktionieren würden. "Detox" zum Beispiel klingt, als hätten Jan Böhmermanns Affen den Songtext geschrieben, so zusammengewürfelt und wahllos aneinandergereiht wirken die Aussagen.


    All deinen neuen Freunden bist du egal/
    Sie hängen mit dir rum solang du bezahlst/

    (Mauli auf "Detox")


    Die Songs, die tiefgründige Messages vorschieben, verlieren auch das letzte bisschen Atmosphäre durch die perverse Überdominanz von Autotune auf seiner Stimme und die unoriginellen Beats. Obwohl es im Albumtitel angekündigt wurde, übersteigt die Dimension der Verwendung selbst die Geschmäcker derer, die mit Dancehall und Autotune viel anfangen können. Songs wie "Klepto", die zumindest thematisch irgendwie stimmig geraten, beeindrucken weder mit schön ausformulierten Sätzen, noch regen sie zum Nachdenken an. Das ohnehin schon kurze Album wird nach einem furchtbarem Anfang auch im Verlauf mit Tracks wie "Sturm" keinen Deut besser und bleibt, trotz sagenhaft vielen unterschiedlich verfehlten Tönen, eintönig. Nach den ganzen zehn Tracks frage ich mich, was der Künstler mir mit diesem Album eigentlich sagen wollte. Kann Mauli sich selbst die Instrumental-CD anhören und sich dafür auf die Schulter klopfen? Wer zur Hölle war mit ihm im Studio und sagte, dass zehn mal Autotune über seiner Stimme auf jeden Fall geil klingen? Welcher Fan kann mir, neben "Kugeln", dem einzig musikalisch irgendwie funktionierendem Track der Platte, einen Song nennen, den er sich freiwillig anhört? Und, welche Plattenfirma besitzt die Dreistigkeit, für so ein musikalisches Armutszeugnis zehn Euro zu verlangen?


    Willst du mir was sagen, musst du mich schon jagen/
    Werd bestimmt nichts sagen/

    (Mauli auf "Kugeln")


    Fazit:
    Um ehrlich zu sein: Dieses Album ist unter aller Sau. Es gibt bei aller Liebe so ziemlich keinen einzigen positiven Aspekt, dafür aber einiges, das in die Hose gegangen ist. Text und Produktion gehen durch die Bank nicht auf und sogar der im Albumtitel noch angekündigte Autotune-Einsatz fühlt sich inkompetent und planlos an. Als Parodie auf den Trend wäre dieses Album 2017 vielleicht ein bisschen lustig gewesen, um der Rapszene einen Spiegel vorzuhalten. Jedoch nur, wenn Mauli das zum einen auch ironisch gemeint hätte und zum anderen keinen Cent für diese drögen zehn Tracks verlangt hätte. Der Humor, die guten Beats, der Zynismus, irgendwie ist nichts davon übrig geblieben. Hätten seine Fans dieses Album vor Release gehört, hätte es mindestens die Hälfte für einen Scherz des sonst so ironischen Mauli gehalten. Aber jetzt ist das Geld ausgegeben, die Musikvideos gedreht, die Boxen verscherbelt und eine wirkliche Pointe zeichnet sich trotzdem nicht ab.



    Vincent Busche


    [redbew]2364[/redbew]


    Bewerte diese CD:
    [reframe]reviewthread.php?reviewid=2364[/reframe]

  • Ich persönlich finde das Album richtig gut.
    Er ist nunmal erwachsen geworden und der Sound ist unfassbar gut und detail verliebt.
    Die Review klingt nach "Mimimi früher war alles besser"
    autismus x autotune ist Künstlerisch das wertvollste Album dieses Jahres bisher.

  • wenn man so eine review abliefert, nicht was den inhalt, sondern sprachliches feingespür und geschick anbelangt und dann mauli unterstellt er könne keine beats bauen, bringt mich das schon zum schmunzeln
    war auch ein bisschen enttäuscht vom album, er hatte aber wohl keinen bock auf spielverderber 2, was sollen also diese ewigen vergleiche
    hätte locker 3 mics mehr gegeben

  • Die Luft und die Arroganz scheinen raus zu sein.


    Er hat, laut seiner eigenen Aussage, einfach kein Bock mehr, der freche 20 Jährige zu sein.
    Und auf Spielverderber hat er gedisst um Aufmerksamkeit zu bekommen. Auf dem Debütalbum kann man nun mal schwer private Probleme aufgreifen, weil ja jeder denkt "Yo, wer bist du und warum erzählst du mir das diggi?"
    Außerdem, MAULI ist Künstler und Musik ist nicht Rap,Gesang und Text. Der Beat steht im Vordergrund und MAULIs Beats sind vielleicht etwas minimalistisch, aber dafür Detail verliebt und extrem hochwertig und einfach mega Ästhetisch

  • album ist halt scheiße, die stimme und die vocal-effekte sind grottig und passen überhaupt nicht zu der musik die er machen will



    Dazu hab ich genau die gegenteilige Meinung.
    Denke eher, dass Deutschrap im allgemeinen ein Problem mit künstlerischer Freiheit und Individualität hat.


  • Denke eher, dass Deutschrap im allgemeinen ein Problem mit künstlerischer Freiheit und Individualität hat.


    Finde den Versuch auch sehr ehrenwert... ob es geklappt hat: keine ahnung... bin zu faul es mir anzuhören.


    edit: und ja... im deutschrap ist es noch undankbarer Dinge anders zu machen. Vorreiter oder Leute die Dinge anders machen haben es selten leicht... ist iwie absolut gängig hierzulande bei neuerem/andersartigen Dingen erstmal auf Abstand zu gehen und zu sagen "was ist das!?!?" als sich zu denken "hm.. das ist iwie anders... geil!"

  • wenn "anders" machen bedeutet sich irgendwas ausm amigame zu klauen und schlecht umzusetzen, okay, dann ist das geil


    Ich persönlich bin nicht so im Amigame bewandert, aber ich hab nie was in diese Richtung sonst gehört.


    EDIT: Außerdem, ist klauen nicht klauen. Inspiration ist eine wichtige Sache. Klauen, wäre direktes kopieren, was ich eher wenige von Mauli erwarte, auch wenn er wohl kleptoman ist

  • Ich persönlich bin nicht so im Amigame bewandert, aber ich hab nie was in diese Richtung sonst gehört.


    EDIT: Außerdem, ist klauen nicht klauen. Inspiration ist eine wichtige Sache. Klauen, wäre direktes kopieren, was ich eher wenige von Mauli erwarte, auch wenn er wohl kleptoman ist


    hör dir mal pnb rock - selfish an

  • Puh, glaub zunächst mal, dass A&A ein extremer Grower ist und sehr viel Zeit braucht. Und da liegt auch der Hase im Pfeffer: Auf mich erwecken die Reaktionen den Eindruck, als hätten sich Hater auf der einen und vernagelte Spielverderber-Fans auf der anderen Seite dazu entschieden, dieses Projekt von vornherein zu verteufeln und damit einen Stein ins Rollen zu bringen. Letztere haben sich dann von den hard facts, sprich davon, dass das Album nicht von morten produziert wurde und der gänzlich anderen stilistischen Ausrichtung, die die Singles bereits zu erkennen gegeben haben abschrecken lassen. Dann haben sie reingehört, wurden nach dem ersten Durchhören erwartungsgemäß nicht warm damit und da Mauli ohnehin kein allzu gestandener Künstler ist, dem man einen besonders großen Vertrauensvorschuss einräumt, haben sie sich gar nicht erst eingehender mit dem Album auseinandergesetzt und sich nach den ersten Eindrücken auf ihn eingeschossen. Das hat dann seine gewöhnlichen Wellen geschlagen und raus kamen Reaktionen wie diese Katastrophe einer Review. Nehme Reviews mittlerweile ohnehin nicht mehr ernst, aber kann mir persönlich beim besten Willen keinen Reim auf diese Review hier bilden - zumindest angesichts einer völlig überzogenen Wertung von 1 1/2 Mics. Vor allem, wenn die dann auch noch so mies begründet wird. Ist auch nur mein Gefühl, sicher gibt es daneben auch Leute, die das Album schlichtweg nicht mögen und gute Gründe dafür haben. Naja ich will dann mal etwas für das Album einstehen, weil ich es echt mag...


    Wurde mit dem Album anfänglich auch nicht warm und liebe Spielverderber im Übrigen auch, ging also durchaus skeptisch an die Sache heran. Hab so um die 4-5 Durchläufe gebraucht, bis sich mir das Album nach und nach besser erschlossen hatte und es mir letztlich auch in seiner Gesamtheit außerordentlich zugesagt hat. Um ehrlich zu sein stört mich die Abwesenheit von morten nicht und ich erachte die Beats auch nicht als schlecht. Die Frage nach den Beats stellt sich für mich auch nicht wirklich, weil Maulis Vocals und Soundideen einfach wie Arsch auf Eimer zu den Instrumentals passen - er wusste offenbar genau, was er hier mit den Instrumentals vorhatte und hat nicht einfach amateurhaft ins Blaue produziert. Finde das schon recht auffällig. Wenn man sich selbst produziert geht es eben auch besonders darum, was am besten das eigene Vorhaben unterstreicht und gerade diesbezüglich finde ich das alles enorm stimmig, konsistent und nachvollziehbar. Keine großen Brüche und eine große Portion Sorgfalt bei der Produktion, sodass ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, dass er sich selbst limiert - hingerotzt ist was ganz Anderes. Mir gefällt auch die neue Stilrichtung und vor allem die gewagte Konsequenz, die er dabei walten lässt.


    Gerade auch wegen der überschaubaren Spielzeit ist A&A für mich ein Album, das ich von vorne bis hinten durchhören kann und das seit Release auch unzählige Male getan hab. Lief bei mir rauf und runter, liebe es einfach. Hab auch vorhin nochmal reingehört und die Songs zünden immer noch bzw. zeigen wenig Abnutzungserscheinungen. Kugeln ist für mich ein absoluter Kracher, Klepto liebe ich so sehr, Rolex das übelste Brett, Detox mit der einzigen richtigen Rap-Einlage sehr nice (hätte mehr davon sein dürfen), Halbe Molly klasse, Manchmal und Vielleicht gefallen mir als (semi-)melancholische Nummern ausgesprochen gut (vor allem Vielleicht mag ich sehr gern). Intro und Outro hinken dem Mittelprogramm vielleicht minimal hinterher aber insgesamt hab ich kein Deutschrap-Album seit tru so gefeiert. Ist für mich auch bislang mit sehr großem Abstand das deutsche AOTY. Klar war der Humor auf Spielverderber sein hochgelobtes Markenzeichen und hier bleiben die für ihn typischen Fritzchen-Witze größtenteils aus, kann den Reviewer aber auch nicht Ernst nehmen, wenn er meint Mauli hätte hier ein Trapalbum mit Tiefgang produzieren wollen und sei an dieser Prämisse kläglich gescheitert. Der Humor ist immer noch da - nur anders kanalisiert und das Album nimmt sich doch nun wirklich absolut nicht ernst. Die Lyrics sind doch bis auf wenige Ausnahmen absoluter Nonsens, aber auf ne Art und Weise, die ich feiern kann - weil sie einmalig und sehr nuanciert ist.


    Naja, ist wohl meine unpopular opinion des Jahres. Finds schade für ihn und hoffe er lässt sich nicht beirren - auch wenn er auf seinem nächsten Album gern mal wieder mehr rappen darf :D

  • Was mich an Mauli mittlerweile am meisten stört, ist nicht seine Musik, sondern seine ultra peinliche und ekelhafte Attitude gegenüber seiner Musik. Der scheint sich als den Heilsbringer in Deutsch-Trap zu feiern, bringt dann aber größtenteils ausgelutschten und monotonen Output. Nur um dann vor Release von irgendeinem Song auf allen Social-Media-Plattformen rumzulabern: "Leute, also DAS ist wirklich der persönlichste und intensivste Song, den ich JE gemacht habe, bitte bitte kauft euch alle das Album und supportet meine krasse Arbeit"
    Seit dieser armseligen Scheiße, vor allem in Anbetracht seiner gigantischen Überheblichkeit gegenüber vermeintlich etablierten Leuten, fällt es mir wirklich schwer irgendwas an ihm feierlich zu finden.

    "Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger." - Kurt Tucholsky

  • hör dir mal pnb rock - selfish an


    lel, wenn olexesh sich alle seine flowpattern zusammenklaut sagt kein mensch was.
    1 1/2 komplett lächerlich. kommt sicher nicht an spielverderber ran, aber die relation zu den sachen, die hier teilweise 4 oder 5 mics bekommen, stimmt hinten und vorne nicht

  • lel, wenn olexesh sich alle seine flowpattern zusammenklaut sagt kein mensch was.
    1 1/2 komplett lächerlich. kommt sicher nicht an spielverderber ran, aber die relation zu den sachen, die hier teilweise 4 oder 5 mics bekommen, stimmt hinten und vorne nicht


    der bitet halt 1 zu 1. höre kein olexesh, kein plan was der bitet, aber du hast da ja gerade was zu gesagt lel

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