Kalim – Thronfolger


  • 01. 1994
    02. Loco
    feat. Xatar
    03. Tresi feat. Luciano
    04. 38 feat. Gringo66 & Gzuz
    05. Glitz&Glamour feat. Trettmann
    06. Heimgehen feat. Bausa
    07. Lila Regen
    08. Bis um 4
    feat. Ace Tee
    09. 6Lita feat. Maxwell
    10. Kodex
    11. Canim (Skit)
    12. VVV


    Dem alten Stil treu bleiben und doch mit der Zeit gehen, die bestehenden Fans halten und gleichzeitig neue Hörer generieren, die eigene Musik weiterentwickeln, ohne dabei jedem Trend hinterher zu hecheln. Eben diese Punkte scheinen es zu sein, die dem geneigten deutschen Rapper heutzutage schlaflose Nächte bereiten, da von Anfang an klar ist: Man kann es nicht jedem recht machen. Bringt Rapper X zum fünften Mal dasselbe Album heraus, wird man ihm mangelnde Kreativität und Angst vor Veränderung vorwerfen, während jene Rapper, die ihren Stil ändern, nur zu gerne als geldgierige Kommerzschweine abgestempelt werden und man ihnen Verrat an den treuen Fans vorwirft. Jemand, dem die Stilwandlung ohne große Skandale gelang, ist AoN-Signing Kalim: Dieser inszenierte sich auf seinem Mixtape "6 Kronen" im Jahr 2014 noch als eine Art kleiner SSIO. Nicht als billige Kopie, viel mehr präsentierte er seine eigene Interpretation des Kanacken-BoomBap, die durchaus das Potential innehatte, etwas Großes zu werden. Dementsprechend prophezeiten Szenekenner dem jungen Hamburger eine rosige Zukunft. Mit "Odyssee 579" folgte im letzten Jahr nicht nur das erste richtige Album, sondern auch besagte Stiländerung: G-Funk-Einfluss und BoomBap-Flavor wichen Trapbeats und modernerem Soundbild. Dies fand bei vielen Fans Anklang und die Stimmen der Unzufriedenheit traten eher ruhig und nur vereinzelt auf. Mit "Thronfolger" steht nun ein neues Release ins Haus und man darf gespannt sein, was uns erwartet:


    Herzlich willkomm'n in der Stadt, wo ich leb'/
    Digga, dunkle Gestalten und rote Latern'n/
    Sag, was du brauchst, ich hab' Kapazität/
    A-Qualität, ich muss Kohle vermehr'n/

    (Kalim auf "Tresi")


    Inhaltlich lässt sich "Thronfolger" als guter Straßenrap zusammenfassen: Die Themenpalette behandelt in erster Linie Erfahrungsberichte vom Leben im Problembezirk, Drogengeschäften und Loyalität. Kalim verkörpert dies auf ziemlich authentische Art und schafft durch seinen Erzählstil den ein oder anderen stimmungsvollen Moment. Soundtechnisch hört man, wenn man "Thronfolger" anmacht, ein Trap-Album. Langsam wirkt es, als würde in jedem Tonstudio Deutschlands eine Trap-Album-Checkliste rumliegen, auf der die Rapper einfach nur noch abhaken. Zum Glück versucht Kalim an einigen Stellen, dieses Schema zumindest kurz aufzubrechen: Während "Tresi" durch schnellen Beat und aggressiven Flow wie auch Stimmeinsatz in die drückende Straßenrap-Richtung geht, plätschert "Glitz&Glamour" in all seiner cloudraphaften Profillosigkeit einfach nur vor sich hin und macht das Album länger, aber keineswegs besser. Anders verhält es sich da mit zwei anderen Liedern: Einerseits "Loco", der durch Drumset und Rhythmus an einen BoomBap-Song erinnert, jedoch von Trap-typischen Effekten unterlegt wie ein Hybrid der letzten beiden Kalim-Releases anmutet und auch direkt mein persönliches Highlight auf "Thronfolger" darstellt. Außerdem ist da noch "Bis um 4", ein entspannter 90er-Jahre-Beat inklusive Biggie-Referenz, Ace.Tee-Feature und dem Potential, auf Radio Los Santos zu laufen, der das Album gehörig auflockert und an der richtigen Stelle Abwechslung in den ansonsten immer weitgehend ähnlichen Trapsound bringt. Mit der Frage, warum man diesen Weg nicht weiter marschieren konnte, sondern ansonsten die uninspirierte Trapkeule schwingen musste, fühle ich mich nun leider alleine gelassen. Ich höre "Thronfolger" nochmals durch und freue mich bereits vorab auf die Anspielstationen 2 und 8. Nebenbei kämpfe ich gegen den Drang an, die musikalisch eher langweilige Mitte des Albums zu skippen, einfach weil das Einzige, das mir von den Liedern dort in Erinnerung bleibt, die namhafte Featureliste ist.


    Du würdest große Augen machen, könnten diese Wände sprechen/
    Auf dem Weg zum lila Batzen folgt 'n gelber Zettel/

    (Kalim auf "VVV")

    Fazit:

    Wie hat mir "Thronfolger" gefallen? Schwer zu sagen. Einerseits finden sich ziemlich langweilige Passagen und schablonenhafte Trapinstrumentals, die in meinen Augen keinerlei Mehrwert innehaben und das Anhören der Platte zu einem zähen Prozess werden lassen. Andererseits unterhalten mich das stimmungsvolle Intro, die gelungenen Gastbeiträge von GZUZ, Bausa und Xatar sowie die beiden musikalisch abwechslungsreicheren Songs "Loco" und "Bis um 4". Auch sonst ist "Thronfolger" ein grundsolides Trapalbum und wird jeden glücklich machen, der einfach nur ein grundsolides Trapalbum hören will und dafür bereit ist, eben den ein oder anderen Track zu skippen.


    P.S.: Bevor mir in den Kommentaren gleich alle erklären, wie falsch ich doch liege, erklärt mir lieber, warum auf gefühlt jedes zweite Album dieses Jahr ein Trettmann-Feature gepackt wird. Ich verstehe es nämlich nicht.



    El-Patroni (David)


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  • 6 Kronen mittelmäßig yooo


    is es. ich mag oldschoolrap und gfunk wie der nächste dude, aber außer stadtrundfahrt waren das einfach nur austauschbare stannitracks. Nur weil er rappen kann und ganz gute produktion hat ist das kein besonders gutes album. Es ist okay, war sicher auch eins der besseren des jahres, finds aber im großen ganzen doch n stück überschätzt

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